Die Powerfrauen haben ihren Held verloren, Manfred Thierry Mugler

Manfred Thierry Mugler empowered Frauen, seine Haute Couture Kleider machten sie zu Kriegerinnen in superfemininen Rüstungen aus Hartgummi, Leder und Stroh, zu Heldinnen und metallgepanzerten Fabelwesen, mysteriöse Superfrauen in Tüll und Pailletten, die Taille extrem betont, auffällige Details die zwischen verspielt und verstörend wechselten, mit einer Extravaganz und Eleganz, die ihresgleichen suchte. Kein Wunder, dass immer mehr Stars seine Mode aus den 80er und 90er Jahre für ihre grossen Auftritte wollten.

Denn eine Kreation von Mugler entworfen, machte Kim Kardashian, Cardi B oder Beyoncé erst zu wirklichen Diven.

Am 23.Januar 2022 ist Manfred Thierry Mugler gestorben und mit ihm nicht nur eines der gössten Designeridole, sondern auch ein Mensch der vielleicht am meisten für die Frauenbewegung, die Gender Equality und für die Offenheit mit der Homosexualität getan hat.

Muglers Kreationen sind körperbetonten Silhouetten, welche die femininen Formen betonen, aber nicht wie die heutige Stretchmode vom Körper geformt werden.
Ein Mugler Kostüm ist aufreizend und sophisticated sexy weil es den Körper umhüllt, aber nicht abzeichnet und trotzdem seine Formen hervorhebt und ihn gleichzeitig durch die breiten, maskulinen Schultern Stärke gibt und schützt.

Steck man Frauen von heute in ein vintage Mugler sieht man die Veränderung, sie stehen automatisch aufrechter, der Rücken wird gerade und der Gang federnd.

Eine Mugler Frau kennt kein «Me Too», Thierry Mugler selbst sagte: «sie ist eine Gewinnerin, die ihr Aussehen und ihr Leben beherrscht. Sie ist frei und selbstsicher. Sie hat Spass und ist sich ihrer Ausstrahlung bewusst.»

Mugler zeigte, dass Emanzipation nicht heisst Frauen in männliche Nadelstreifen – Hosenanzüge zu stecken und sie damit ins Büroleben einzuführen. Sondern dass gerade die Ungleichheit, die trotz aller martialischen Anflüge die Weiblichkeit hervorhebt und betont, sie zu unverwundbaren Powerfrauen macht, die ihren Mann stehen.

Mugler ehrte die Frauen mit seinen Designs und verlieh ihnen durch seine Kleidung Macht.

Seine Schnitte sind wahre Kunstwerke, die mit einer extremen Akribie genäht wurden. Nur so konnten in den Schnitt verarbeitete Sterne, Cutouts und Keile ein harmonisches Ganzes ergeben, dass Abnäher ersetzte und die typische Sanduhrform hervorbrachte. Es war Couture- gleiche, höchste Schneiderkunst die in seine Prêt-à-porter Mode einfloss und natürlich wurde diese in Frankreich gefertigt.

Manfred Thierry Mugler war wegweisend darin, Grenzen zu überschreiten, er revolutionierte die langweiligen Haute Couture Shows und schickte Ende der 90er Jahre männliche Models in den gleichen sexuell aufgeladenen Designs über den Laufsteg wie weibliche Models.

Er stand von Anfang an zu seiner Homosexualität, auch wenn es nicht immer von Vorteil für ihn war und manche Magazine ihn deswegen ignorierten.

Er machte nie einen Hehl daraus, seine Visionen kannten kein Geschlecht, er steckte David Bowie und Klaus Nomi in enge Roben und Röcke, und wenn heute über Genderless Fashion diskutiert wird, dann vergisst man seinen Einfluss darin häufig.

Vielleicht auch, weil er eben kein grosses Aufheben darum machte und es für ihn so selbstverständlich war.

Manfred Thierry Mugler war wahrhaftig einer der ganz Grossen der Mode. Er vermochte es, einen ganzen Stil, eine ganze Welt, eine ganze Lebensphilosophie zu prägen, er schaffte es immer wieder sich selbst neu zu erfinden und Grenzen zu überschreiten. Sei es als er einen Unfall hatte und danach sein Gesicht und Körper neu erschuf, oder von der Mode in die Fotografie und in die Showwelt eintauchte.  Er hat uns gelehrt mutig zu sein, zu sich selbst zustehen, unsere Ideen auszuleben und immer wieder neu anzufangen.

Die Welt ist ohne ihn und seine endlose Kreativität ein ganzes Stück ärmer geworden.

Titelfoto Nomesfamosos.br